Kapitel 5: Hat die Konkrete Fotografie auch diese drei markanten Eigenschaften?

In Buchform liegt mit "Konkrete Fotografie" von [Jäger+Krauss+ Reese] ein erster umfangreicher Text und Bildbeitrag vor. Bezüglich unserer Fragestellung und betrachteten Bereiche ordnen die Buchautoren Fotogramme und generative Fotografien in die Konkrete Fotografie ein. Sie sind aber nicht die Gesamtmenge konkreter Fotografien. Es gibt mehr [Jäger+Krauss+Reese S.9].

Unser erstes gesuchtes markantes Merkmal, nicht Abbild einer außerbildlichen Realität zu sein, erfüllen sie alle [Jäger+Krauss+ Reese S.43]: "Sie vertreten keine außerbildliche Realität."

Stopp, war das jetzt zu schnell? Nicht Abbild einer außerbildlichen Realität zu sein ist nicht identisch mit, keine außerbildliche Realität zu vertreten. Das ist künstlerisches Streitpotenzial! Ich sehe drei zu betrachtende Fälle:

1.Eine außerbildliche Realität fotografiert und das Ergebnis ist ein wiedererkennbares Abbild dieser außerbildlichen Realität: Das ist die klassische Fotografie.

2. Freieste Nutzung des fotografischen Prozesses und das Ergebnis ist ein Bild, auf dem kein Bezug zu einer außerbildlichen Realität erkennbar ist, eine konkrete Fotografie.

Und 3. Wie bei 2. freieste Nutzung des fotografischen Prozesses ohne außerbildliche Vorlage aber das Ergebnis ist ein Bild, auf dem wir Bildbezüge zur einer außerbildlichen Realität sehen. Z.B. sehen wir Gesichtszüge, ein Gesicht! Das wäre weder klassische noch diese konkrete aber doch Fotografie!
   

Sie meinen, das sei zwar gut argumentiert aber nur Theorie. Also zwei Bild-Beispiele: Ein Chemigramm von Pierre Cordier [Jäger+Krauss+Reese S.91] oder identisch [Jäger+Holzhäuser S.145]. Keines der 20 Teil-Bilder vertritt eine außerbildliche Realität, ist also konkrete Fotografie. Derselbe Pierre Cordier nun  [Jäger+Holzhäuser S.144], auch ein Chemigramm und ich sehe drei verschlungene Pferdeköpfe. Sie sehen keine, sie sehen eigentlich NICHTS. Nun hätten wir ein und dieselbe Fotografie, die abhängig von der Bildphantasie des Betrachters "eine UND keine" konkrete Fotografie sein kann.

Die vielen Zeilen sind keine Kritik an der Definition ‚Konkreter Fotografie' der Autoren des Buches [Jäger+Krauss+Reese]. Sie schränken ‚konkret' auf ‚nie mit außerbildlichem Bezug' ein und schließen damit viel aus. Ein Ausschluss der eigentlich im Widerspruch zur Intension der Autoren steht [Jäger+Krauss+Reese S.109], dass der Begriff Konkrete Fotografie anscheinend weit auseinander liegendes zu einer Gesamtschau zusammenführen kann (Jäger 2003).

Das zweite Merkmal, Nähe zum Kunstsein, erfüllt die Konkrete Fotografie. [Jäger+Krauss+Reese S.190]: "... Als konkret gelten Fotografien, die 1. einen biografischen Bezug zur konkreten Kunst im weitesten Sinne aufweisen ..." usw.

Und das dritte Merkmal, Bildgenerator? Ich lese im Buch "Konkrete Fotografie" [Jäger+Krauss+Reese u.a. auch S. 50] an sehr vielen Stellen von Apparaten und Maschinen der Künstler, die sie zu ihrer Bilderzeugung nutzen. Also zutreffend.

Zu „Bildgeneratoren" ausführlich im Kapitel 11.    Zum Kapitel 6

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