Kapitel 7: Wann ist Fotografie?  Teil 2 von 2

Am Ende von Teil 1 ging es um die Frage, wie mit dem zuvor „definierten" fotografischen Prozess nun die klassischen und die ‚anderen' Fotografien zustande kommen?

Der ‚Aufbau' kann so bleiben. Es geht mit und ohne Camera obscura. Man muss nur das Licht auf seinem Weg von der Lichtquelle zur lichtempfindlichen Schicht beeinflussen, sodass wir dann auf der Fotografie ein Bild sehen (=Bildgenerator). Ein tolles konkretes mit z.B. wunderbaren Grautonverläufen oder ein Gesicht, ohne das ein Kopf da war. Man kann diesen Vorgang auch gern als ‚Das Licht malen lassen' bezeichnen. Wie bei jedem Malen / Zeichnen füllt sich natürlich auch der Papierkorb mit unbefriedigenden Bildern.

Dabei aber nicht den künstlerischen Spielraum zwischen ‚Das Licht malen lassen' und ‚Mit Licht malen' einengen. Dazwischen sind Bildwelten versteckt!

Fotografie neu denken. Einen weiteren neuen Gedanken kann man noch aus dieser Sicht eines fotografischen ‚Basis'-Prozesses und klassischer bzw. anderer Fotografie entwickeln:

Wenn man diesen fotografischen Prozess als Basis beider Fotografien sieht, dann trennen sich nach dieser Basis ihre Wege. Die klassische hat die Realität als Bildquelle zum alleinigen Thema und die andere alle fotografisch herstellbaren Bilder, die nicht ein Vor-Bild in der Realität für ihre Herstellung benötigen. Mehr als diesen fotografischen Prozess hätten sie nicht gemeinsam.


Bezüglich meines generellen Themas von enormer Bedeutung: Die andere Fotografie wäre eine eigenständige Fotografie neben der klassischen, an der alle Anwürfe von Seiten der klassischen Fotografie abprallen würden.

Welche Anwürfe? In den über 180 Jahren einiges.

[Jäger+Krauss+Reese S.44]: Z.B. die Experimentalfotografie am Bauhaus "... galten vielen als Spielerei. Sie galten als Regelverstoß, als Störfall, ja als Verrat an der Reinheit der Idee strikter Abbildungstreue. ...".

"Pseudophotograpien" (Pawek 1960), Fehlentwicklungen, "weder Kunst noch Fotografie" (Renger-Partzsch 1960).

Interessant sind ein paar Zeilen weiter die Gedanken von Gottfried Jäger zum Weg dieser ‚ausgestoßenen' Fotografien. "... Er führt vom ursprünglichen Zentrum fort, um ein neues Zentrum zu bilden: eine andere Art Fotografie. ...".

Warum nicht vom Anfang an zwei Zentren, zwei Stammbäume auf dem Boden des gemeinsamen fotografischen Prozesses?

Fotografie neu denken: Hört auf, euch gegen die Anwürfe der ‚richtigen' Fotografen zu verteidigen. Ihr betreibt eine andere  eigenständige Fotografie! Sie ernten Äpfel, Ihr produziert Birnen! Eure Hände sind ungebunden in der Bilderzeugung! Sie brauchen immer die Realität!

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