Kapitel 1: Muss Fotografie neu gedacht werden?

Wenn man kein Problem mit der Fotografie hat, dann kann alles so bleiben. Ich habe aber ein Problem und versuche inzwischen sehr intensiv, Fotografie neu zu denken.

Ich bin kein "Foto-Theoretiker", ich bin Fotograf genauer Fotokünstler. Ich fotografiere und mit den von mir gezeigten Fotografien gibt es eben "ein Problem". Ich habe eine kleine Arbeits- und Schau-Galerie und die Besucher fragen, was hast du da fotografiert? Sie sehen schon etwas, es gefällt ihnen, sie können es aber nicht einordnen. Sie haben keine Seherfahrungen dafür.

Ich könnte ein Haus sehr ungewöhnlich fotografieren. Ungewöhnlich aber sie bringen die Seherfahrung "Haus" mit. Es ist schwer, ihnen zu erklären, dass ich nichts zumindest nicht das, was sie zu sehen glauben, vor dem Fotoapparat hatte. In ihrem Allgemeinverständnis von Fotografie erwarten sie zurecht, dass da doch etwas ab-fotografiert und ihnen nun als Ab-Bild vorgelegt werde.

Aber Fotografie kann auch "NICHTS" fotografieren und die Bilder hängen auch schon heute in Kunstmuseen. Meine Fotografien entstehen generativ, nicht Abbilder sondern Bilder, die der fotografische Prozess ermöglicht.

Mein Problem 1: Im Allgemeinverständnis ist eine Fotografie ein Abbild einer realen Bildvorlage vor der Kamera.

Mein Problem 2: Es gibt eine Reihe Fotokünstler, die auch Fotos von "NICHTS" hervorbringen. Das Problem, (fast) alle Fotokünstler dieser kleinen Gruppe sehen ihre Arbeiten als eine tolle eigene Art, sagen wir mit ihrem eigenen Ast am Stammbaum der Fotografie.

Das Problem 2 scheint mir fast schwerwiegender. Es ist einfach eine Frage der Anzahl, der Masse, an Künstlern und Kunstwerken und der daraus folgenden Sichtbarkeit bzw. eben an Nicht-Sichtbarkeit. In der großen Masse an Fotografien sind ihre unsichtbar. Die Fotografen von ‚Nichts' sollten "Fotografie neu denken", damit sie sichtbarer werden.

Wenn sich zeigen ließe, dass ihre "Fotografien von NICHTS" wenigstens eine sie verbindende Gemeinsamkeit haben.

Wenn sich zeigen ließe, dass sie eine eigenständige Fotografie sind und nicht nur Auswüchse, "Fehlbelichtungen" ...ec. der richtigen Fotografie.

Wenn sich ein eigenständiger Fotografie-Name ihrer Fotografie finden ließe. Sie könnten unter diesem Namen zusammen ausstellen. Irgendwann wäre im Allgemeinverständnis eine zweite Fotografie sichtbar mit vielen und vielseitigen Kunstwerken.

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