Kapitel 10: Die fehlende Professionalität in der Breite.

Obwohl ich mich im Folgenden auf mein Arbeitsgebiet, die generativen Fotografien, beziehe, kann jeder, der sich dieser freien Fotografie zurechnet, prüfen, ob es auch Probleme seines Bereiches sind.
Für generative Fotokunst muss man sich einen "Bild-Generator" schaffen. Bei Gottfried Jäger waren es über viele Jahre Lochblenden. Heinrich Heidersberger baute eine Rhythmogramm-Maschine ein raumfüllendes Gestell, um eine Lichtquelle "pendeln" zu lassen. Chemigramme: Eigentlich die frühesten generativen Fotografien. Pierre Cordier hat darin sein lebenslanges Arbeitsfeld gefunden: Fotoaktive Flüssigkeiten + Fotopapier + Licht + Bewegung + Zufall + Fleiß = generative Fotokunst. Manfred P. Kage steuerte seine Kristallografiken u. a. mit einem Wärmetisch und schuf seine generativen Bildwerke. Ich benutze bewegte Wasseroberflächen als wichtigstes Bild-Werkzeug. Claus Stolz zwingt Sonne und Wolken seine "Sonnenbrände" zu schaffen.

Wo liegt nun das Problem? Es gibt in der Breite zu wenig wirklich neues und den Betrachter ergreifendes. Herbert W. Franke formulierte aus meiner Sicht um 1975 richtig, dass die Zukunft der Generativen Fotografie in der Zusammenarbeit von künstlerischer, fotografischer und technischer/ingenieurmäßiger Kompetenz liegt [Jäger+Holzhäuser S. 17]. Es genügt nicht, nur Fotograf oder nur Künstler oder nur Techniker zu sein, um zu neuen und anspruchsvollen generativen Bildleistungen zu kommen. In [Franke S.103] spricht er von dem möglichen/notwenigen Ausbildungsberuf des Kunst-Ingenieurs.



Es genügt eben nicht, sich die richtige teure Technik zu kaufen. Man muss kreativ sein künstlerisch, fotografisch und technisch.

Kreativ? Da wird eher geklagt: ... Das Digitale hat der Fotografie die Seele genommen. ... Dem Elektron kommt keinerlei Bedeutung zu, da ihm jegliche Materialität fehlt. ... Solche "Erkenntnisse" die nicht von Logik und Wissenschaftlichkeit geplagt sind, können kaum Teil der oben als notwendig gesehenen Kompetenzen sein.

Auch in [KempWolfgang S.122] wird eine gewisse Starre und tiefenstrukturelle Festigkeit beim digitalen Bild gesehen (Kallai).

Auch in [Jäger+Krauss+Reese S.47] wird ein Ende der Fotografie befürchtet, "... wenn sich die bisher so verlässlich erscheinenden analogen Grundsätze von Ursache und Wirkung zwischen Licht und lichtempfindlichen Material ins Digitale verflüchtigen und darin auf- und unterzugehen beginnen ...".

Man kann nur Franke/Preusser zitieren [Franke S.107]. Robert Preusser: "Folglich graduieren viele Kunststudenten, ohne jemals von wissenschaftlichen Konzepten und technischen Prozessen stimuliert worden zu sein."

Gerade der digital arbeitende Fotoapparat ist wesentlich besser für diese Generative Fotografie geeignet. Dieses Besser bringt aber noch nichts hervor. Es muss auch Fotografen geben, die diese Vorteile für diese Fotografieart erkennen und geschickt einzusetzen verstehen, eben kompetent neue Wege gehen. Das meine ich mit "fehlender Professionalität in der Breite".

Zum Kapitel 11

Zur Startseite                                                               fotogalerie_generativ       Kontakt     Impressum