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Kapitel 6: Gegenprobe: Hat die klassische Fotografie diese drei Merkmale auch?
Unser Blick auf Fotogramme, generative und konkrete Fotografien legt den Gedanken nahe, dass sie wenigstens drei Merkmale gemeinsam haben:
Kein Abbild einer Bildrealität, große Nähe zum Kunstsein und Bilderzeugung mit Bildgeneratoren.
Ehe wir diese Eigenschaften als trennende Eigenschaften zur klassischen Fotografie ‚definieren', sollten wir eine Gegenprobe vornehmen: Haben klassische Fotografien auch diese Merkmale?
Kein Abbild einer Bildrealität: Dieses Merkmal haben klassische Fotografien nicht. Oft wird gerade das Gegenteil, immer einen Bildreferenten in der Realität für die Bilderzeugung zu haben / zu benötigen, als das Wesensmerkmal gesehen. Barthes äußert sich so in seiner Hellen Kammer mehrfach [Barthes S.13, 14, 38, 86 und 117]. Er spitzt diese Aussage auf Seite 117 sogar zu, dass es anderen Falles keine Fotografie wäre. Für die ‚andere' Fotografie ist diese Aussage geradezu eine Existenzfrage: Wann ist Fotografie? Aber das später in Kapitel 7.
Nähe zum Kunstsein: Natürlich kann eine klassische Fotografie ein Kunstwerk sein. Kann schließt aber ein, dass sie dies nicht sein muss. Im Sinne unserer Gegenprobe ist "Nähe zum Kunstsein" aber damit kein alleiniges Merkmal der anderen Fotografie.
Bilderzeugung mit Bildgeneratoren: Teil der Bildgeneration der anderen Fotografie ist es, dass erst zusammen mit einem Bildgenerator im fotografischen Prozess ein Bild sichtbar wird.
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